Celine van der Hoek

Zu Beginn dieses Jahres waren wir zu Gast bei Celine van der Hoek in ihrer Amsterdamer Wohnung. Gemeinsam mit ihr besuchten wir die Hollandsche Schouwburg. Von hier wurde sie 1944 über Westerbork nach Auschwitz deportiert.

Radiobeitrag anlässlich des 72. Jahrestages der Reichspogromnacht

Hier der Radiobeitrag "...daß Auschwitz nicht noch einmal sei" zum anhören und herunterladen.


Download als mp3 (ca. 71 MB)

 

Die Zukunft der Zeitzeugen

"Die Zukunft der Zeitzeugen" - ein Projekt von Jugend für Dora e.V.



Projektvorstellung und Diskussion:

Donnerstag, den 18. November um 19.30h
in der Villa ten Hompel, Kaiser-Wilhelm-Ring 28, Münster


Zum Projekt:

Seit geraumer Zeit wird darauf hingewiesen, dass die erinnerungskulturelle Praxis vor einem Bruch steht, da die Zeitzeugen der nationalsozialistischen Massenverbrechen und des Holocaust in absehbarer Zukunft nicht mehr unter uns weilen werden. Der Zeitpunkt rückt näher, an dem keiner der ehemals Verfolgten mehr mit eigenen Erinnerungen zur Auseinandersetzung mit diesem Teil der Vergangenheit beitragen kann.
In der Auseinandersetzung mit NS-​Verbrechen stehen Institutionen und MultiplikatorInnen vor neuen Fragen bezüglich der Zukunft der Erinnerung. Zum Beispiel: Wie kann Erinnerung an die NS-​Verbrechen überhaupt aussehen? Wie werden Jahrestage und Gedenkveranstaltungen gestaltet, an denen keine Überlebenden teilnehmen? Sind Gespräche mit Zeitzeugen zu „ersetzen“?
Bereits seit Jahren sind in den Organisationen und Lagergemeinschaften der Überlebenden nur noch wenige aktiv, die selbst Opfer von NS-​Verbrechen geworden sind. An ihre Stelle sind oftmals die Kinder der ehemaligen Häftlinge oder engagierte Dritte getreten.
Fragen und Entwicklungen solcher Art werden vor allem in einem akademischen Kontext diskutiert. So oft dabei auf die Tragik hingewiesen wird, dass es bald keine Überlebenden mehr geben wird, so selten scheinen bei der Suche nach Antworten diejenigen beteiligt zu werden, um die es dabei geht: Die damaligen Opfer selbst.

Mit dem Projekt „Die Zukunft der Zeitzeugen“ verbindet der Verein Jugend für Dora e.V. das Ziel, die Überlebenden in diese aktuellen Diskussionen einzubeziehen. Sie sollen dabei nicht – wie so häufig – ausschließlich als TrägerInnen oder VermittlerInnen von Erinnerungen betrachtet werden. Wir sehen in ihnen vielmehr aktive GestalterInnen einer Zukunft, in der die Auseinandersetzung mit der von ihnen erlebten Vergangenheit nach wie vor überaus wichtig ist.
Um diese persönlichen Erfahrungen der Überlebenden zu würdigen, haben wir eine Videodokumentation erstellt, welche es ermöglichen soll, ihr Schicksal kommenden Generationen zu vermitteln und zugänglich zu machen. Die Interviews dokumentieren aber auch – und auf diesem Aspekt liegt der Schwerpunkt des Projektes – welche Erwartungen, Vorstellungen und Wünsche unsere GesprächspartnerInnen im Hinblick auf ein zukünftiges Gedenken und eine Zukunft der Erinnerung haben.

Für das Projekt „Die Zukunft der Zeitzeugen“ haben Mitglieder von Jugend für Dora e.V. und assoziierte Freunde und Freundinnen 15 Überlebende des KZ Mittelbau-Dora und anderer Lager in ihrer heutigen Heimat besucht. Die Reisen führten dabei nach Belgien, Frankreich, Israel, Italien, Polen und in die Ukraine. Das Konzept des Projekts sah es vor, einige Tage mit den InterviewpartnerInnen zu verbringen, um ihre persönliche Geschichte, ihre gegenwärtige Lebenssituation und ihre Wünsche für die Zukunft ohne Zeitdruck und mit Raum für Reflexion zu thematisieren.

Die Projektergebnisse liegen nun als DVD und Begleitbroschüre vor. Um die Ergebnisse der Gespräche mit den ehemaligen Häftlingen analysier- und vergleichbar zu machen, wurden die Aussagen unserer InterviewpartnerInnen auf den DVDs nach thematischen Clustern sortiert. Diese bieten eine erste Struktur, um sich mit den Aussagen der Überlebenden zu beschäftigen. In der Broschüre finden sich zu jedem/r unserer InterviewpartnerInnen biographische Angaben sowie eine kurze Zusammenfassung des Interviews zur „Zukunft der Zeitzeugen“.
Die in der Broschüre nachzulesende Zusammenfassung über die Vorstellungen der Überlebenden zu einer zukünftigen Erinnerung kann nur einen ersten Einblick in die vielschichtigen Ergebnisse und Perspektiven des Projektes anbieten sowie zentrale Fragestellungen aufzeigen, die einer intensiven weiteren Beschäftigung bedürfen. Das Projekt ist daher für uns noch nicht abgeschlossen, sondern kann als „work in progress“ verstanden werden. Derzeit ist eine weitere Nutzung der Interviews, beispielsweise im Rahmen pädagogischer Materialien, in Planung.
Innerhalb dieses Prozesses stellt auch die Bekanntmachung des Projektes und dessen Ergebnisse an eine interessierte Öffentlichkeit einen wichtigen Bestandteil dar; Ziel ist es, MultiplikatorInnen unter direkter Einbindung des Dialogs mit ehemaligen KZ-Häftlingen für dieses Thema zu sensibilisieren und gemeinsam Formen für eine Zukunft der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus zu finden.
Weitere Informationen finden sich hier.

“... daß Auschwitz nicht noch einmal sei”

Radiobeitrag der Jugendgeschichtswerkstatt Münster
zum Jahrestag der Reichspogromnacht




Einzig eine Erinnerungstafel an der neuen Synagoge in der Klosterstraße erinnert in den Straßen von Münster an die Ereignisse vom 9. November 1938. Vor 72 Jahren wurde die dort befindliche prachtvolle Synagoge niedergebrannt. Mit dieser Zerstörung begnügten sich die SA- und SS-Truppen nicht: Münsteraner Juden und Jüdinnen wurden in den Abendstunden aufgesucht und drangsaliert, ihr Eigentum wurde zerstört. Der damalige Rabbiner in Münster, Herr Dr. Steinthal, hat seine Erinnerung an diese Nacht festgehalten:

Am Abend waren Herr und Frau Feibes zu Besuch. Kaum hatten wir uns nach ihrem Fortgehen zur Ruhe begeben, da rief Frau Feibes in großer Besorgnis bei uns an, sie hätten die Scheiben ihres Kaufhauses mit antijüdischen Inschriften beschmiert vorgefunden. Ihr Mann sei heruntergegangen, um die Schmierereien zu beseitigen, käme aber nicht wieder, während die Menge der Menschen vor ihrem Hause wachse. Auf einen Anruf bei der Polizei erklärte mir der Polizeihauptmann Eisele, er habe leider keine Leute zur Verfügung, um sie zu schicken. Frau Feibes rief wieder an, die Leute hätten die Haustür zerbrochen und kämen die Treppe herauf. Zum zweiten Mal rief ich die Polizei an und fragte, ob man ermordet werden müsse, damit das Überfall-Kommando käme. Herr Hauptmann erklärte mir wiederum sein Bedauern darüber, daß er alle seine Leute auf der Straße habe und darum niemanden zu senden in der Lage sei. Darauf meldete sich in höchster Verzweiflung Frau Feibes ein drittes Mal, es röche nach Rauch, man habe anscheinend das Haus angesteckt.

Die Reichspogromnacht markiert durch die physische Brutalität, mit der gegen Menschen und ihr Eigentum vorgegangen wurde, einen einschneidenden Punkt in dem in seinem Ausmaß unvorstellbaren und einmaligen antisemitischen Entwicklungsverlauf von allmählicher Entrechtung, sozialer und wirtschaftlicher Isolation, physischer Gewalt, Deportation bis hin zu der Vernichtung von sechs Millionen Menschen.
 

Der Radiobeitrag erkundet die Spuren der Reichspogromnacht und der Shoah auf den Straßen von Münster. Opfer der antisemitischen Gewalt kommen anhand ihrer festgehaltenen Erinnerungen zu Wort.

 


9.November 2010, 21.00 Uhr
Bürgerfunk, Antenne Antifa (95,4 & Kabel 91,2 Mhz)
via Livestream unter antennemuenster.de
als mp3 auf
geschichtswerkstatt-muenster.net
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„… dass Auschwitz nicht noch einmal sei…“


Gedenkspaziergang zum 9.November 2009, dem 71. Jahrestag der Reichspogromnacht

71 Jahre werden am 9.November 2009 seit der Reichspogromnacht vergangen sein. An diesem Datum erreichte das Ausmaß der direkten physischen Gewalt gegenüber deutschen Juden und Jüdinnen eine bis dato nicht gekannte neue Qualität. Auch in Münster wurden an diesem Tag im staatlichen Auftrag, von höchster überregionaler Stelle organisiert Menschen aufgrund ihrer jüdischen Herkunft überfallen, physisch und psychisch gequält. Die Synagoge, Ort des jüdischen kulturellen, sozialen und religiösen Lebens wurde ebenso wie zahlreiche Privatwohnungen und Geschäfte, welche sich im Besitz von Juden und Jüdinnen befanden, zerstört. Die Reichspogromnacht markiert durch die physische Brutalität, mit der gegen Menschen und ihr Eigentum vorgegangen wurde, einen wichtigen Schritt in dem in seinem Ausmaß unvorstellbaren und einmaligen antisemitischen motivierten Entwicklungsverlauf von allmählicher Entrechtung bis hin zu der Vernichtung von sechs Millionen Menschen:
Voraus gingen der Reichspogromnacht diskriminierende Gesetze, welche die Münsteraner ebenso wie die reichsweit lebenden Juden und Jüdinnen der Möglichkeit beraubten, ein menschenwürdiges soziales, kulturelles und wirtschaftliches Leben zu führen. Diese diskriminierenden Regelungen wurden nach der Reichspogromnacht immer weiter verschärft, bis die jüdische Bevölkerung gänzlich entrechtet war. Diese Entwicklung gipfelte in der Shoah: Der organisierten, industriell durchgeführten Vernichtung, welche nur aufgrund eines enormen behördlichen und logistischen Erfassungs-, Deportations- und in der Verachtung menschlichen Lebens einmaligen Tötungsapparats „funktionierte“.
Die Reaktionen der deutschen, nicht-jüdischen Bevölkerung sowohl auf die ersten diskriminierenden Gesetze als auch die Deportationen und das Wissen um die Vernichtungslager war in größten Teilen nicht nur von einer handlungsbezogenen Passivität, sondern auch einer emotionalen Gleichgültigkeit geprägt. So beschreibt Jean Amery, dass er, sich in einem deutschen Bahnhof in einem Deportationszug befindend, in kein einziges schmerzerfülltes, mitfühlendes Gesicht auf Seiten der nicht-jüdischen Bahnreisenden und Passanten blickte.

Der Gedenkspaziergang soll an die antisemitische Ausgrenzung, Entrechtung und Vernichtung während des Nationalsozialismus in Münster erinnern. Dies in dem Bewusstsein der Notwendigkeit der Erinnerung, aber auch im Bewusstsein, dadurch die Verbrechen nicht ungeschehen machen, die Ermordeten nicht zum Leben erwecken und die einmalige Schuld der deutschen Nation nicht abtragen zu können, nie abtragen zu können. Dies auch in dem Bewusstsein, dass die Geschichte des Nationalsozialismus zwar 1945 endete, ideologische Fragmente und personelle Kontinuitäten aber fortexistierten, so dass eine umfassende juristische Verfolgung der Täter und ein respektvoller Umgang mit den Opfern in der (jungen) BRD ausblieben.

Der Gedenkspaziergang beginnt um 18 Uhr auf dem Rathausvorplatz und endet gegen 20 Uhr am Mahnmal für die deportierten Jüdinnen und Juden am ehemaligen Gertrudenhof (Kreuzung Warendorferstr./ Kaiser-Wilhelm-Ring). Die geplante Route weicht in einigen Stationen von derjenigen aus dem voran gegangenen Jahr ab.

Hier eine Skizze der für dieses Jahr geplanten Route:

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Zwischen Servatiiplatz und Villa ten Hompel wird es für Alle, denen der Weg zum Gehen zu weit ist, die Möglichkeit geben, mit dem Auto gefahren zu werden.

Ausstellung: Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma


Vom 22. April bis zum 04. Mai wird im Foyer des Fürstenberghauses am Domplatz in Münster die Ausstellung "Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma" zu sehen sein.
Im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung am 22. April um 20h im Fürstenberghaus wird Antia Awosusi vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma eine Führung durch die Ausstellung anbieten.



Ausgehend von konkreten Einzelschicksalen wird die Vernichtungspolitik gegenüber den Roma und Sinti während des Nationalsozialismus nachgezeichnet: von der systematischen Ausgrenzung bis hin zum bürokratisch organisierten Massenmord. Diese Wanderausstellung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma eröffnet die seltene Möglichkeit, eine Auseinandersetzung mit dem in der historischen Betrachtung und der Erinnerungskultur oftmals vernachlässigten Menschheitsverbrechen zu führen.
Nähere Informationen zur Ausstellung finden sich auf der Website des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma.

Zusätzlich zur Ausstellung gibt es folgende Veranstaltungen:

Freitag | 24.04.09 | 18h | Hörsaal F6, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, Münster

Ein Vierteljahrhundert Bleiberechtskämpfe von Roma in der BRD - zwischen staatlichen Einschränkungen und Selbstbehauptung

Vortrag und Diskussion mit Djevdet Berisa (Hannover) und Kathrin Herold (Bremen)

Die Tatsache, dass in nahezu allen Staaten Europas Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zur Minderheit der Roma und Sinti diskriminiert oder verfolgt werden, sollte nicht überdecken, dass seit Jahrzehnten in mehreren europäischen Ländern Selbstorganisationen der Roma und Sinti aktiv für die Durchsetzung elementarer Menschenrechte kämpfen.
Kathrin Herold wird in ihrem Vortrag eine Hochphase der Roma-Bleiberechtsbewegung Ende der 1980er/ Anfang der 1990er Jahre beleuchten, in der sich in Hamburg Roma organisierten und mithilfe spektakulärer Aktionen wie der Besetzung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme versuchten, Öffentlichkeit für die anhaltenden Diskriminierungen zu schaffen und Abschiebungen nach Jugoslawien und Rumänien zu stoppen. Der Umgang der Behörden mit den Protestierenden, die politisch katastrophale Entscheidung der Jahre 1992/93, das Grundrecht auf Asyl faktisch abzuschaffen, und die Reaktionen von Medien und Zivilgesellschaft sollen auf ihre Rolle und Deutungen hin befragt werden.
Djevdet Berisa wird die aktuellen Mobilisierungen seit 2000 beschreiben, die als einen Protestfokus die regelmäßig stattfindenden Innenministerkonferenzen gewählt haben. Insbesondere anhand der Gruppe der Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo lassen sich die Auswirkungen sowohl der Statusverhandlungen als auch der neuen asylrechtlichen Regelungen in Deutschland aufzeigen. Hierbei wird deutlich, wie Kettenduldungen und andere Einschränkungen Betroffene massiv in Handlungsunfähigkeit und Perspektivlosigkeit drängen.
Die Wege, die Roma trotzalledem beschreiten, um ihren Forderungen eine Stimme zu geben, sollen nicht nur vorgestellt, sondern können zudem gemeinsam diskutiert werden.
Djevdet Berisa ist Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vereins Romane Aglonipe e.V.,
Delegierter im Forum der Roma, Ashkali und Ägypter bei der GfbV, Mitinitiator des
Roma-Forum in Niedersachsen.
Kathrin Herold ist AntiRa-Aktivistin, wissenschaftliche Autorin und Gedenkstättenpädagogin.

Beide haben Beiträge für den im April 2009 erscheinenden Sammelband "Antiziganistische Zustände - Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments" verfasst. (Hrsg. von Markus End, Yvonne Robel und Kathrin Herold; Unrast, Münster, 2009).


Mittwoch | 29.04.09 | 18h | Hörsaal F4, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, Münster

Der Antiziganismus und die Frage nach seinem Fortbestehen in Deutschland nach 1945

Vortrag und Diskussion mit Tobias von Borcke, Jugendgeschichtswerkstatt Münster

Antiziganismus – dieser Begriff, der die Feindschaft gegenüber Sinti und Roma sowie das vermeintliche, klischeehafte Wissen über diese meint, ist wenig geläufig. Im Vortrag soll es deshalb zunächst darum gehen, die unterschiedlichen Dimensionen des Begriffs zu entfalten. Die historische Entwicklung des „Zigeunerstereotyps“ (Wulf D. Hund) soll dabei ebenso in den Blick genommen werden wie seine spezifischen Inhalte und seine gesellschaftliche wie individuelle Funktion. Um den Antiziganismus verstehen zu können, ist es wenig hilfreich, sich mit den Sinti und Roma und ihren Gepflogenheiten auseinander zu setzen. Das Bild des „Zigeuners“ beruht nicht auf irgendwelchen tatsächlichen Eigenschaften dieser Gruppe. Ein Denken, dass die den „Zigeunern“ zugerechneten Individuen auf ein seit Jahrhunderten tradiertes Klischee festlegen will, spricht vielmehr Bände über die Gesellschaft, in der das Bedürfnis nach einem solchen Denken überhaupt entsteht. Dass die Vorstellungen vom „Zigeuner“-Leben häufig romantisch und auf den ersten Blick verlockend wirken, sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass die aggressiveren Varianten des Stereotyps, dass also Ausgrenzung, Verfolgung und in der Konsequenz Mord, nur die andere Seite derselben Medaille sind.
Ergänzend zur Ausstellung über den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma scheint es darüber hinaus angebracht, nach der fortgesetzten Existenz des Antiziganismus in der vermeintlich von nationalsozialistischem Denken geläuterten Bundesrepublik zu fragen. Hat es nach dem Ende des „Dritten Reichs“ ein grundlegendes Umdenken in diesem Punkt gegeben oder ist von einem Fortwirken der alten Vorstellungen im Alltagsbewusstsein und den gesellschaftlichen Institutionen auszugehen?

Film: "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" - am 16.02.09 im Versetzt in Münster



Die Familie eines Nazitäters, 60 Jahre nach Kriegsende. Längst ist die Wahrheit über die Vergangenheit des Vaters aktenkundig, aber unter seinen Verwandten wird sie beschönigt, geleugnet und verdrängt. Hanns Ludin, Wehrmachtsoffizier, steigt nach 1933 schnell zum SA-Obergruppenführer auf. Ihm werden der Blutorden und andere hohe Weihen des Nazistaates zuteil.
1941 schickt ihn Hitler als Gesandten in den »Schutzstaat« Slowakei. Als »Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches« soll er dort die Interessen NS-Deutschlands durchsetzen: vor allem die »Endlösung«. Nach dem Krieg wird Hanns Ludin von den Amerikanern an die Tschechoslowakei ausgeliefert, 1947 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Diese Tatsachen nimmt sein jüngster Sohn, der Filmemacher Malte Ludin, zum Ausgangspunkt einer schmerzlichen filmischen Auseinandersetzung mit den Legenden, die in der Familie über den Vater kursieren. War er ein Held und Märtyrer oder ein Verbrecher? Auf einmal sind alle bereit zu reden: Die Schwestern, Schwager, Nichten und Neffen ...
Es entsteht ein intimes und doch beispielhaftes Filmdokument – ein hochemotionaler Bericht aus dem Inneren einer deutschen Familie. 60 Jahre nach Kriegsende spielt die Verstrickung des Vaters in den Nationalsozialismus im Leben der Familienmitglieder noch immer eine brennend kontroverse Rolle.


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Der Trailer zum Film findet sich hier.

Montag, den 16.02.09 um 20h im Versetzt, Grevenerstr. 53, Münster

Nachtrag zum Gedenkspaziergang anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht

Hier zum Nachlesen die Redebeiträge des Gedenkspaziergangs vom 09. November. Der Ort, an dem die einzelnen Beiträge vorgelesen wurden, ist jeweils in Klammern angegeben. Der hier aufgeführte Text zum Thema "Arisierung" wurde für den Gedenkspaziergang geschrieben, konnte aus Zeitgründen aber leider nicht verlesen werden.

Begrüßungstext

Zur Geschichte der Judenfeindschaft in Münster (Rathausinnenhof bzw. Lambertikirche)

Redebeitrag des Freundeskreises Paul Wulf (Stadthaus I)

Redebeitrag zur Alltäglichkeit der Ausgrenzung und Entrechung von Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit(Prinzipalmarkt)

Die Ereignisse der Reichspogromnacht in Münster (Ecke Klosterstr./ Salzstr.)

Über die Geschichte der Villa ten Hompel

Deportation und Vernichtung von Jüdinnen und Juden (Mahnmal für die deportierten Jüdinnen und Juden, Warendorferstr.)

Arisierung und wirtschaftliche Ausplünderung (nicht verlesen)